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Kirche in WDR2 | 29.08.2016 | 05:55 Uhr

Verlorener Groschen

Autor: Eine Frau hat zehn Silbergroschen. Einer geht ihr verloren. Ärgerlich. Aber sie hat ja noch neun andere. Was soll´s, mag man denken. Falsch gedacht, sagt Jesus. Die Frau nämlich fängt an, nach dem verloren Groschen zu suchen. „Mit großem Fleiߓ, so heißt es ausdrücklich in der Bibel im Lukas-Evangelium (Kap. 15). Die Frau kehrt ihr gesamtes Haus aus. Jede einzelne Ecke leuchtet sie aus. Wer Hausputz macht, weiß, was das bedeutet: Das dauert Stunden, vielleicht sogar Tage.

Und das für einen (!) Groschen. Ok, immerhin einen Silbergroschen. Aber sinnvoll, heute würde man sagen effizient ist das nicht. Und das gilt noch viel mehr dafür, dass die Frau, als sie den Groschen glücklich wiederfindet, ihre Freundinnen und Nachbarrinnen einlädt zu einem großen Fest. Und zwar alle. Das werden einige gewesen sein. Das Fest wird also, so ist zu vermuten, teurer als das Fundstück wert ist.

Jesus hat diese kleine Geschichte erzählt und nicht weiter ausgedeutet. Sie spricht für sich selbst, hat er vielleicht gedacht. Ich bin mir da nicht so sicher. Für mich hat sie nämlich gleich drei Botschaften. Die 1.: Wer im Leben etwas verliert, was für ihn Bedeutung hat, der sollte sich Zeit nehmen. Und zwar Zeit, sein Haus und damit übertragen sein Leben gründlich auszukehren. Das heißt: Bilanz ziehen, Inventur machen. Ich schaue also gründlich: Was ist in meinem Leben vorhanden? Was ist mir persönlich wirklich wichtig? Was ist mir vielleicht verloren gegangen, obwohl es mir mal wichtig war? Warum habe ich es verloren?

Liebe kann man verlieren, Leidenschaft. Beziehungen kann man verlieren, zu den Kindern, zu den Eltern. Am Ende auch zu sich selbst. Jesus will uns Mut machen, über diese Verluste, die einen tief in der Seele berühren, nicht achtlos hinweg zu gehen. Schon gar nicht zu resignieren nach dem Motto: Ich finde das ohnehin nicht wieder.

Und da bin ich schon bei der 2. Botschaft: Gott sucht uns Menschen wie die Frau ihre Münze. Jeder ist wertvoll und wird nicht verloren gegeben. Gerade wenn der Rest der Welt sagt: Bringt doch nichts bei dem! Ist doch viel zu aufwendig! – Gott wägt nicht ab, wer mehr und wer weniger wert ist. Jeder soll dazu gehören. Gott gibt keinen verloren!

Die dritte Botschaft ist eine große Verheißung: Wer sucht, der findet. Die Frau findet, was sie verloren hat. Das heißt: Wenn ich in meinem Leben suche, was einen Wert für mich hat, ich werde es finden. Das Alte wiederfinden oder etwas Neues. Ich muss es nur wirklich wollen und ernsthaft angehen, so wie die Frau mit ihrem verlorenen Groschen.

Und diese Suche mündet dann in einem fröhlichen Fest, erzählt Jesus. Bei diesem Fest ist es dann völlig egal, was es kostet! Denn Gott will, dass wir das Leben feiern und er rechnet auch hier anders als wir Menschen. Ich glaube, es lohnt sich, ihm in dieser Lebenseinstellung zu folgen. Denn Freude und Gemeinschaft sind mit nichts auf der Welt zu bezahlen.

Kirche in WDR; 29.08.2016; Joachim Gerhardt



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